18 Mrz Die Gewebe des Körpers oder wer kontrolliert hier eigentlich wen?
Es ist immer wieder eine amüsante Frage, wenn Chirurgen darüber streiten, welches Gewebe oder Organ im Körper das Wichtigste sei. „Hirn sticht Herz“ oder ähnliche Sprüche fallen dann immer wieder und jeder glaubt, daß er oder sie am für den Körper wichtigsten Organ arbeiten würde.
Fragen Sie mal einen Automechaniker oder einen Heizungsmonteur, welcher Teil der Anlage oder der Maschine der Wichtigste sei, wird eine Antwort sicherlich schwierig werden. Es kann nur das gesamte System betrachtet werden. Genauso ist es beim Menschen zu sehen. Körper, Geist, Seele und Bewußtsein funktionieren nur gemeinsam, aber in diesem Artikel soll es in erster Linie um den Körper und dessen Gewebearten gehen.
Wenn wir einen Menschen betrachten, können diverse Dinge bei ihm aus dem Gleichgewicht gekommen sein.
1. der Blutdruck kann zu hoch sein
2. der Stoffwechsel kann aus dem Gleichgewicht gekommen sein ( z.B. durch Diabetes )
3. das Herz kann nur noch auf einer Leistung von 30 % schlagen
4. eine Niere kann fehlen
5. ein Teil des Darmes wurde entfernt (z.B. bei Dickdarmentzündungen)
6. Die Beine und Arme können ebenfalls zum Teil schon funktionsunfähig sein
7. Es gab sogar schon einige Menschen, bei denen die Großhirnhälften fast gar nicht existent waren und nur eine Art Rinde im Gehirn im CT des Kopfes nachgewiesen werden konnte…Trotz einer also nicht vorhandenen Gehirnmasse war es diesen Menschen möglich, sogar einer normalen beruflichen Tätigkeit nachzugehen.
Es scheint also so zu sein, daß wir auf einen Großteil des Körpers verzichten könnten und trotzdem noch in der Lage wären, dennoch weiter zu leben und zwar mit Hilfsmitteln , sogar im Alltag zu funktionieren und es würde z.T. gar nicht auffallen.
Wenn man nun die philosophische Frage stellt, welche Gewebeart denn nun die alles verbindende und vernetzende im Körper ist, gibt der Name des Gewebes selbst schon die Antwort. Es ist ebenfalls aus Studien bekannt, das Babies, die ohne Großhirn geboren wurden, motorische Reflexe zeigten, was die Frage aufwarf, ob solche Reflexe überhaupt über die motorischen Zentren des Gehirns verschaltet werden.
Das Gewebe mit der größten Anzahl an Sinnes-Rezeptoren im Körper ist das Bindegewebe. Hier wird vom gesamten Körper an das Nervensystem die Information der Lage im Raum vermittelt, d.h. der Körper erfährt sich selbst und erhält dadurch Informationen, in welcher Lage und welchem Zustand sich alle Zellen des Körpers befinden.
Wenn nun das Bindegewebe selbst als Gesamtheit das Gedächtnis des Körpers darstellt, wie entsteht dieses denn und wie kann der Körper hiermit umgehen?
Die Antwort lautet in diesem Falle über die DNS… In der Tat, die DNS prägt ja nun mal die Form des Körpers und all die Informationen, die der Körper speichert und auch alle relevanten Informationen, die unsere Vorfahren jemals gespeichert haben, finden sich in der DNS wieder. Ein Teil ist sicherlich festgeschrieben, ein Teil ist sicherlich durch unser Tun und unseren Einfluß auf die Umwelt und umgekehrt veränderlich. Dies ist der Einflußbereich der sogenannten Epigenetik.
Wenn es nun wirklich nur um reine Information und Weitergabe und Vererbung von Informationen geht, welche Funktion haben dann die Organe selbst für diesen Informationsfluß?
Ich denke, man kann Organe hier in zweierlei Funktionen einteilen, zum einen die Energieversorger, zum anderen die Müllabfuhr. Aber es ist hier wichtig zu betonen, daß beide Funktionen für den Stoffwechsel des Bindegewebes essentiell sind, also ohne eine adäquate Zufuhr von Nährstoffen oder ohne eine ausreichende Entsorgung von Stoffwechselschlacken kann der Stoffwechsel im Bindegewebe nur unzureichend funktionieren.
Zu den Organen der Energieversorger rechne ich logischerweise alle Organe, die Nährstoffe ins Bindegewebe schaffen, Lunge, Herz, aber auch den Magen-Darmtrakt.
Zur Müllabfuhr des Körper gehören alle Organe, die Stoffwechselendprodukte wie Harnstoff, Harnsäure und alle die anderen sogenannten ausscheidungspflichtigen Stoffe oder Stoffwechselschlacken aus dem Körper transportieren, in diesem Fall würde ich die Leber, die Niere, aber auch die Milz nennen, die ja alte Blutkörperchen „aussortiert“. Dem Magen-Darm-Trakt kommt hier quasi eine Doppelfunktion zu. Er nimmt Nährstoffe auf, sorgt aber auch wieder für deren Abtransport.
Das Gehirn ist der große Koordinator, der alles in den entsprechenden Bausteinen aufeinanderstellt und dafür sorgt, daß jede Information zur richtigen Zeit am richtigen Ort zur Verfügung steht. Die Wirbelsäule scheint eine Art Backup-Speicher zu sein, wo wir alle Informationen nochmal aufrufen oder schließlich endgültig löschen können. Dieser Eindruck läßt sich bei mir aus der mittlerweile jahrelangen Erfahrung mit dieser Art von Therapien erwecken.
Jetzt werden sicherlich einige kritische Stimmen kommen, woher ich den die Frechheit oder Kühnheit besitzen würde, solche unbewiesenen Dinge ins weltweite Netz hinaus zu postulieren. Ich kann mich dabei nur auf Dinge aus der Wissenschaft oder aus dem Sport berufen, wo Begriffe wie „implizites oder prozedurales Gedächtnis“ oder „Muscle Memory“ schon lange bekannt sind.
Wie kann ein Kampfsportler, der einen Angriff abwehrt, dieses so schnell tun, daß eigentlich ein bewußtes Reagieren zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht stattgefunden haben kann? In Selbstverteidigungssystemen geht es darum, einen Bewegungsablauf so lange zu wiederholen, daß das Gedächtnis des Körpers selbst ihn aufgenommen hat und er in den Muskeln selbst im prozeduralen Gedächtnis abgespeichert wurde. So ist er jederzeit reflexartig abrufbar, ohne das hier noch bewußt reflektiert werden müßte.
Sehr viel interessanter wird die ganze Thematik noch, wenn man sich vor Augen führt, auf welch unterschiedliche Weise Informationen im Körper gespeichert werden können. Unser Körper besteht zu knapp 70% aus Wasser. Der Japaner Masaru Emoto beschreibt in seinem Buch „Das Gedächtnis des Wassers“ eindrucksvoll seine Forschungsarbeit, wie Wasser nicht nur in der Lage ist, Informationen, sondern auch Emotionen und Gefühle zu speichern.
Parallel zu den Veränderungen im Körperwasser werden durch Streßreaktionen über Aktivierung der „Streßachse“ im Körper, also Hypothalamus-Hypophyse-Schilddrüse-Nebenniere, Gene aktiviert, die wiederum im Endeffekt zu einer Proteinbiosynthese führen, die schließlich mit einiger Zeitverzögerung Protein in bestimmter Raumstruktur herstellt, die ebenfalls wieder als eine Art kristallisierter Emotions-Information anzusehen sind. Unser Körper speichert Informationen also im Protein und im Wasser, also quasi überall.
Genauso sieht es dann auch mit Speicherung von Traumata aus, wie die Psychosomatik schon lange weiß und die neuere Forschung auch belegt, daß in der Psychotherapie reden nicht reicht. Der Körper selbst muß in die Therapien mit einbezogen werden, denn er hält den Schrecken fest. Auch diese Dinge sind also nicht neu.
Es scheint also völlig egal zu sein, ob wir als Körpertherapeut oder als Psychotherapeut arbeiten, es bleibt nur die Lösung, auf allen Ebenen des Patienten zu arbeiten, um nachhaltig und langfristig zu guten Ergebnissen zu gelangen.
Gesundheit läßt sich also nur erreichen, wenn die Festplatte des Körpers nicht ständig überlastet ist und der Arbeitsspeicher in der Lage ist, relevante Informationen in ausreichender Geschwindigkeit an die richtige Stelle abzulegen. Also sollten wir lernen, auf jeder Ebene mit unserem Bindegewebe etwas sorgsamer umzugehen.